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Zwei Zahnärztinnen in Madagascar

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Behandlungsraum, in dem auf zwei Liegen Patienten liegen, die von Zahnärztinnen behandelt werden

Ein humanitärer Hilfseinsatz: Was viele Zahnmediziner vielleicht schon einmal theoretisch in Betracht gezogen haben, ist  gelebte Realität für Dr. Samira Becker und Dr. Svenja Hornig (Oberärztinnen im AllDent Zahnzentrum München).

Einmal haben sie sich schon in Brasilien engagiert, jetzt zum zweiten Mal nach 2019 in Madagaskar. Die beiden Oberärztinnen waren – wie schon während der Studienzeit - mit der Organisation Planet Action unterwegs. Dafür investierten sie drei Wochen Jahresurlaub und ordentlich Power. AllDent unterstützte mit dringend benötigtem Material.

Dr. Svenja Hornig und Dr. Samira Becker
Oberärztinnen im AllDent Zahnzentrum München

How it started

Über die Hauptstadt Antananarivo und Fort-Dauphin ging es fünf Stunden auf holprigen Pisten in den Süden, nahe des Naturreservats Berenty. Die sechsköpfige Zahnmediziner-Gruppe kannte sich teils schon aus dem ersten Auslandseinsatz während des Studiums und wollten in derselben Konstellation noch einmal helfen. 

Einquartiert waren sie in der Lodge einer Sisal-Farm. Englisch sprach kaum jemand der Einheimischen, Französisch nur wenige. Ein Übersetzer half, die Sprachbarriere mit Magalasy zu überwinden.

Großer Bedarf – wenig Ressourcen

Die Dornenwald-Landschaft und Heimat vieler Lemuren in Berenty ist berühmt; die zahnmedizinische Versorgung dagegen prekär. Seit dem letzten Einsatz vor vier Jahren hatte niemand mehr einen Zahnarzt zu Gesicht bekommen. Entsprechend groß war der Andrang im improvisierten Behandlungszentrum. Jeden Tag kamen hunderte Menschen, die tagelang zu Fuß unterwegs waren, um kostenlos zahnmedizinische Hilfe zu erhalten.

Morgens zwischen 8 und 9 Uhr fiel der Startschuss. Oft waren die Zahnärzte zwölf Stunden im Einsatz. Ziel war es, am entsprechenden Tag alle anwesenden Patienten zu versorgen. Die Gruppe war eingespielt, hatte sich auch zwischen den Einsätzen getroffen und gespendet. 

Aber es gab Tage, da kamen die Helfer an ihre Grenzen: feucht-schwüles Klima, Magen-Darm-Infekte, begrenztes Material, arbeiten ohne Assistenz, sterilisierte Instrumente in Eigenregie. „Man muss motiviert bleiben. Ohne Einteilen der eigenen Kräfte geht gar nichts“, sagt Dr. Becker.

Karies ist angesichts zuckerreicher Ernährung und mangelnder Mundhygiene allgegenwärtig. So wurden massenweise Kompositfüllungen gelegt. Bei schwereren Schäden mussten Zähne extrahiert werden. Aber auch Fälle mit Tumoren und drohender Sepsis kamen auf die Behandlungsliegen. Angesichts beschränkter Möglichkeiten fielen nicht alle Entscheidungen leicht. „In Deutschland würde man in die MKG-Klinik überweisen. Vor Ort in Madagaskar gab es nur unsere Gruppe“, sagt Dr. Hornig. Hilft man beispielsweise einem schwer kranken Patienten mit dem gesamten Antibiotika-Vorrat – oder vielen Patienten mit leichter behandelbaren Problemen?

Was wirklich zählt

„Es wäre eine Illusion zu glauben, dass man am letzten Tag alle Patienten abgearbeitet oder irgendwie therapiert hätte“, sagt Dr. Becker. Dennoch ist jede Füllung, jede verteilte Zahnbürste ein kleiner Baustein für die Mundgesundheit: „Wir können nur hoffen, dass wir etwas in Sachen Prophylaxe angestoßen haben.“ Dankbarkeit war oft nur in der Behandlungssituation spürbar. Aber es ist gut zu wissen, dass der Einsatz faktisch nachwirkt.

Noch etwas wirkt nach; nämlich die Eindrücke der hygienischen, medizinischen und sozialen Zustände am Einsatzort. „Es bringt einen schon zum Nachdenken, wenn man in windschiefe Holzhütten eingeladen wird oder eine Schule mit extrem vielen unterernährten Kindern sieht - auch wenn die Leute glücklich wirken.“, sagt Hornig: „Das erdet einen sehr.“

Diese Erdung ist beiden wichtig. Denn schon drei Wochen später standen sie wieder in einer sehr modernen AllDent Praxis in München. „Erschreckend, wie schnell man ankommt“, so Dr. Hornig: „Doch man lernt zu schätzen, was man hat; eine Ausbildung nach Wahl zu machen, als Frau nachts alleine rauszugehen, die Schokolade zu kaufen, auf die man Lust hat. Gleichzeitig stellt man aber auch persönliche Investitionen und das eigene Konsumverhalten auf den Prüfstand.“

Tipps für künftige Helfer


Ein Rat an alle, die helfen wollen: 

„Sucht euch Organisationen über persönliche Kontakte – so gewinnt ihr authentische Einblicke und könnt euch besser vorbereiten.“ Und die wichtigste Erkenntnis: „Immer wieder hinterfragen, was wirklich zählt – im Leben und im Beruf. Denn: „Spenden ist das eine – Machen das andere.“

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